Elsa-Maria Tschäpe

Der konkrete Raum der erzählten Welt

Raumkonzept, Referenzen, Darstellungstechniken und Wissenskonfigurationen

Katrin Dennerlein, Narratologie des Raumes. (Narratologia 22) Berlin/New York: de Gruyter 2009, vii, 247 S. [Preis: EUR 99, 95]. ISBN: 978-3-11-021991-3.

Katrin Dennerleins 2009 erschienene Dissertation Narratologie des Raumes widmet sich dem konkreten Raum der erzählten Welt. Für eine interdisziplinär eingebundene Literaturwissenschaft und für eine Erzählforschung mit einem erweiterten Verständnis von Narrativität erschöpft sich zwar das Interesse an Raum und Räumlichkeit nicht in der Betrachtung desjenigen Raumes fiktionaler Texte, in dem sich Figuren aufhalten und bewegen. [1] Dennoch ist die Beschränkung der Autorin mit gutem Grund gewählt. Gerade für diesen zentralen Bereich der Literatur- und Erzähltheorie, der Analyse des konkreten Raumes und seiner strukturellen Zusammenhänge in narrativen Texten, besteht terminologischer und systematischer Nachhol- bzw. Präzisierungsbedarf. [2]

Dennerleins Projekt hat zwei Schwerpunkte: Zum einen möchte sie eine tragfähige Definition für den konkreten Raum der erzählten Welt etablieren (Kap. 3), zum anderen möchte sie die Vermittlung von Raum auf lexikalischer Ebene (Kap. 4) und mithilfe narrativer Darstellungstechniken (Kap. 6) beschreiben, systematisieren und terminologisch präzisieren sowie Vorschläge zu einzeltextübergreifenden Gestaltungsformen räumlicher Materialität (Kap. 7) sichten und diskutieren. Ihrer Untersuchung liegt dabei ein Verständnis von literarischer Kommunikation zugrunde, das einen erzählten Raum als textbasiertes, mentales Modell eines Modell-Lesers versteht (Kap. 4.2). Hieraus ergibt sich eine Sensibilisierung für Fragen nach kognitiver Relevanz und Strukturierung räumlicher Information, die Dennerleins Auswahl an Erzähltechniken und Gestaltungsformen in den Kapiteln 6 und 7 wesentlich bestimmen sollen.

Der allgemeinen Schwerpunktsetzung entspricht bereits die Auswertung von Forschungsbeiträgen zur Narratologie des konkreten Raumes (Kap. 2, 13–47), die sie jeweils auf ihren Raumbegriff, ihren systematischen Zugriff und ihre Vorschläge zur Terminologie hin untersucht. Durch die Wiedergabe der Ansätze tritt recht deutlich hervor, welche Arbeit Dennerlein in systematischer wie terminologischer Hinsicht bevorsteht. Aus der Summe der Forschungsbeiträge ergibt sich zwar eine Identifikation zentraler Probleme, jedoch beziehen sie sich in ihren Begrifflichkeiten oder Schwerpunktsetzungen selten aufeinander. Gemeinsamkeiten und Unterschiede in den jeweiligen Systematiken und Terminologien herausgearbeitet zu haben, stellt damit ein erstes Ergebnis dar. Die von ihr gesichteten Ansätze fasst sie in einer chronologischen, nicht systematischen Übersicht im Anhang (Tabelle 3) zusammen.

Der konkrete Raum der erzählten Welt: Definition

Im Mittelpunkt des dritten Kapitels (48–72) steht das erklärte Anliegen der Dissertation, ein tragfähiges Konzept für den konkreten Raum in der erzählten Welt einzuführen. Dennerlein stellt zunächst verschiedene Raumkonzepte aus der erzähltheoretischen Forschung und der spatial turn-Debatte vor. Um deren Tauglichkeit auszuloten, möchte sie die Vorschläge jeweils auf zwei literarische Textstellen anwenden. Dieses vielversprechende Vorhaben wird jedoch nur an einigen Forschungsbeiträgen verwirklicht. Die Tauglichkeit des von ihr präferierten Konzepts, einer Alltagsvorstellung von ›Geographie‹ nach Schlottmann, [3] überprüft sie nicht an den Texten und begründet ihre Präferenz nicht. Sie extrahiert hieraus vielmehr diejenigen Elemente, die ihrer Meinung nach für eine Alltagsvorstellung von ›Raum‹ zutreffen (vgl. 59). Auch wenn sie die sich daraus ergebende Container-Raumvorstellung anschließend (vgl. 64 f.) in einem Exkurs plausibilisiert, kann man sich nicht des Eindrucks erwehren, ihr Ergebnis habe von Anfang an festgestanden. [4]

Für ein Konzept des konkreten Raumes in der erzählten Welt schränkt Dennerlein die Alltagsvorstellung des Raumes im Folgenden sinnvollerweise ein, da in fiktionalen Texten auch ungewöhnliche oder der Alltagsvorstellung geradezu widersprechende Objekte als Aufenthaltsorte von Figuren in Betracht kommen können. Im Ergebnis bleiben für Dennerlein als Charakteristika die Objekthaftigkeit und eine Begrenzung im Sinne einer Unterscheidung von Innen und Außen übrig. Aus der Menge aller nun in Frage kommenden Objekte der erzählten Welt seien für die Analyse des Raumes allerdings nur diejenigen relevant, die auch Umgebungen von Figuren sind oder dies nach der Alltagsvorstellung des Lesers und den Regeln der erzählten Welt sein können.

Worin besteht für den Literaturwissenschaftler der Vorteil dieses Raumkonzepts? Im Vergleich zu anderen, intuitiven Definitionen, die zum konkreten Raum in der erzählten Welt z.B. von Buchholz/Jahn bereits vorliegen, kann man sich durch Dennerleins Ausführungen auf eine in gewisser Weise aktualisierte, anthropologisch plausibilisierte Definition berufen, die dadurch ihre Tauglichkeit für Texte kulturell und historisch verschiedener Provenienz wahrscheinlich macht. Präziser als von »environment in which story-internal characters move about and live«, [5] sollte man nach Dennerlein von »der Menge derjenigen konkreten Objekte mit einer Unterscheidung von innen und außen« sprechen, »die nach den Regeln der erzählten Welt zur Umgebung einer Figur werden« (239). [6]

Die sprachliche Erzeugung von Raum: Explizite und implizite Referenzen

In Kapitel 4 (73–98) konzentriert sich Dennerlein zunächst auf die Frage, wie räumliche Gegebenheiten in narrativen Texten vorliegen können. Dabei unterscheidet sie zwei mögliche Erzeugungstechniken: eine explizite mittels Raumreferenzen, eine implizite ohne dieselben. Beide Techniken erfordern komplexe Verstehensoperationen auf der Seite des Lesers, weswegen sie im Mittelteil (Kap. 4.2) das Konzept des Modell-Lesers nach Jannidis referiert.

Ihre Systematisierungen raumreferentieller Ausdrücke (Kap. 4.1) ermöglichen es, Texte präziser zu beschreiben, vor allem hinsichtlich der Frage, ob eher standortunabhängige (absolute) und damit objektive oder eher standortabhängige (deiktische) und damit subjektive Referenzen zur Positionierung verwendet werden und folglich das Vorhandensein einer Wahrnehmungsinstanz nachweisbar ist. In einer Tabelle (Tabelle 1) bietet sie die Vorschläge von Vater zu »[r]aumreferentiellen Bezeichnungen im Deutschen«, in einer weiteren (Tabelle 2) ihre eigenen Vorschläge zu »[r]aumreferentielle[n] Ausdrücke[n] zur Bezeichnung des konkreten Raumes der erzählten Welt«. Das zweimalige Auftauchen der Deiktika (vgl. Tabelle 2) erörtert oder problematisiert sie nicht. Statt der von ihr gewählten Bezeichnung »Toponymika« müsste es sprachlich richtig ›Toponyme‹ heißen.

Im zweiten Teil des Kapitels (4.3) schlägt Dennerlein Kriterien vor, die Schlüsse auf einen Raum auch ohne eine entsprechende explizite Referenz gerechtfertigt erscheinen lassen. Die vier Möglichkeiten, die sie hier nennt, gehen über Ronens Überlegungen hinaus. [7] Dennerlein zeigt zum einen, dass eine implizite Referenz Schlussfolgerungen auf einen Raum erlaubt, auch ohne dass der Raum bereits genannt wurde; zum anderen erweitert sie Ronens Kriterien für Inferenzen: Neben der Nennung von deren Grenzen (»Gardine«) und deren typischen Bestandteilen (»Bett«) sollen Dennerlein zufolge auch die direkte Anspielung (»die Sehenswürdigkeit bei Kassel«), figurale Rollenidentitäten (»Schloßkastellan«) und typische Handlungen (»in Kissen wälzen«) Inferenzen auf Räume auslösen können.

Erzählen und Beschreiben von Raum: Narrative Techniken

Die Kapitel 5, 6 und 7 bilden insofern eine Einheit, als sie nach Möglichkeiten der Gewichtung von Rauminformationen fragen. In Kapitel 5 (99–114) allerdings referiert und kritisiert Dennerlein Forschungsbeiträge aus dem Bereich der kognitionswissenschaftlichen Narratologie, die keine Vorschläge zur Gewichtung von Rauminformationen liefern.

In Kapitel 6 (115–163) setzt sie sich mit zwei zentralen Darstellungstechniken des Raumes auseinander: dem Erzählen von Raum im Zuge des Erzählens von Ereignissen und dem Beschreiben von Raum. Diesen beiden Darstellungstechniken ist gemein, dass sie für die Vergabe von Rauminformationen besonders signifikant sind. Als Gewährsfrau für das Erzählen von Ereignissen nennt Dennerlein Emmott. Ryan hat dagegen, wie Dennerlein in Kapitel 5 (vgl. 106) kurz darstellt, auf die besondere Signifikanz bei Raumbeschreibungen hingewiesen. [8]

Überzeugend überträgt die Autorin das kognitionspsychologische Konzept der ›Objektregion‹ von Grabwoski auf die Frage nach der räumlichen Ausdehnung von Ereignissen: [9] Da Ereignisse in, an oder bei einer räumlichen Gegebenheit stattfinden, entspricht die räumliche Ausdehnung eines Ereignisses folglich entweder dem Eigenort der räumlichen Gegebenheit, sobald das Ereignis in ihr lokalisiert ist, oder ihrer Objektregion, sobald das Ereignis an oder bei ihr lokalisiert ist. Ist das Ereignis an einer Grenze zwischen zwei räumlichen Gegebenheiten positioniert, erstreckt sich die Ausdehnung des Ereignisses auf diese Region der Grenze, wie Dennerlein an einem Beispiel aus Fontanes Irrungen, Wirrungen zeigt. Damit gelingt ihr nicht nur eine äußerst einsichtige Beschreibungsmöglichkeit, sondern m.E. eine entscheidende Verbesserung gegenüber Ronen, deren strukturelle Unterscheidung von Schauplatz (setting) und Nebenraum (secondary frame) an gleich gelagerten Beispielen bisher wenig befriedigt hat.

Derartige ›Ereignisregionen‹, wie Dennerlein als Terminus vorschlägt, haben somit eine bestimmbare Ausdehnung und eine Unterscheidung von Innen und Außen, auch ohne dass konkrete Grenzen genannt werden müssen. Hier fügt sich Dennerleins Plädoyer für ein Konzept des konkreten Raumes der erzählten Welt als Container bestens ein.

Die Definition von ›Ereignisregion‹ wird zur Grundlage der Definition von ›Schauplatz‹, mit der sie sich im Wesentlichen an Ronens Definition des ›setting‹ als einem »actual, immediate surrounding of an object, a character or event« orientiert. [10] Allerdings präzisiert sie diese und schafft damit größere Klarheit, indem sie Kriterien für ›immediate‹ – nämlich die ›Ereignisregion‹ – und ›actual‹ – nämliche zeitliche, modale und mediale – anführt. Der systematische Mehrwert der seit Chatman etablierten Unterscheidung von ›erzähltem Raum‹ und ›Erzählraum‹ erschließt sich mir nicht. In ihrer Systematik ist diese Unterscheidung m.E. bereits durch den mit einer Binnenerzählung verbundenen Schauplatzwechsel abgedeckt.

Auch der zweite Teil dieses Kapitels bietet praktikable Definitionen von ›Raumbeschreibung‹ und ›erzählter Raumwahrnehmung‹. Sie versteht unter ›Raumbeschreibung‹ eine Aussageform des Erzählens (sie spricht von »Texttyp« [140]), durch die stabile Eigenschaften eines Raumes mitgeteilt werden, ohne dass »im selben Teilsatz, Satz oder Abschnitt ein bestimmtes einmaliges Ereignis erwähnt wird« (141). [11] Stabile Eigenschaften würden zwar auch in anderen Texttypen mitgeteilt, aber es handle sich, sobald sie an ein Ereignis gekoppelt seien, nicht mehr um eine ›Beschreibung‹. Durch ihre Definition von ›erzählter Raumwahrnehmung‹ wiederum kann sie den Blick weg von Genettes Unterscheidung der Fokalisierungsinstanz und ihren verschiedenen Wissensstufen hin zur räumlichen Ausdehnung lenken. Von ›erzählter Raumwahrnehmung‹ will sie nur noch sprechen, wenn explizit oder implizit eine Instanz und eine Wahrnehmung auszumachen sind. Ansonsten spreche sie von ›Wissen‹. Die räumliche Ausdehnung der ›erzählten Raumwahrnehmung‹ erstrecke sich auf zwei Bereiche, nämlich auf die ›Ereignisregion‹, in der sich die Wahrnehmungsinstanz aufhält, und auf den Bereich, der wahrgenommen wird (›Wahrnehmungsbereich‹).

Aufbau von Räumen: Rauminformationen

Die Suche nach einzeltextübergreifenden Mustern, die Rauminformationen strukturieren, verläuft im Kapitel 7 zunächst negativ. Anhand der Vorschläge zu Klassifizierungen von Räumen in Verbindung zur Handlung oder zu Figuren lassen sich textübergreifende Parameter kaum herausarbeiten. Informationen über physische Eigenschaften dagegen werden entsprechend des Raumkonzepts als Container auf den drei Raumachsen (›Vertikale‹, ›Horizontale‹, ›Sagittale‹) und der Relationen zwischen den Räumen (›Kontakt‹, ›Nähe‹, ›Abgrenzung‹) vergeben. Kommunizierte physische Eigenschaften von Räumen sollten jedoch nicht per se zum Anlass genommen werden, im Text eine Oppositionsstruktur entdecken zu wollen, ohne dass es der Textgrundlage entspricht.

Das Wissen über eine materielle Ausprägung von Räumen oder über eine mit Räumen verbundene typische Ereignisfolge fasst sie unter den Begriff ›Raummodell‹, die räumliche Komponente des Modells als ›Raumschema‹. Sie unterscheidet drei Typen von ›Raummodellen‹: ein anthropologisches, ein institutionelles und ein spezielles. Für den anthropologischen Typus, unter den menschliche Erfahrungen mit Haus, Wald oder Meer fallen, ist sie, was eine textübergreifende Festlegung betrifft, zu Recht skeptisch. Die Möglichkeiten einer Semantisierung entziehen sich bereits gattungsimmanent jeder Systematisierung.

Für die Makrostrukturen des konkreten Raumes in der erzählten Welt stellt sie Vorschläge zu Strukturelementen aus verschiedenen Forschungsbeiträgen vor, aus denen sich ein »gemeinsamer Kern« (191) erkennen lasse, zu dem u.a. Wege, Bereiche, Landmarken und Grenzen gehören. In Bezug auf Raumtypen bezieht sie sich auf die Ergebnisse von Lynch. [12]

Das Kapitel 8, »Überblick über die entwickelte Terminologie«, besteht zum größten Teil aus wortwörtlichen Wiederholungen aus den Zusammenfassungen der vorherigen Kapitel. [13]

Zur formalen Anlage der Arbeit ist anzumerken, dass Fehler im Layout, [14] Verschreibungen und uneindeutige Hinweise auf das Literaturverzeichnis [15] sowie die unübersichtliche Anlage der Zitation den Lesefluss behindern. [16]

Fazit

Die Arbeit enthält zahlreiche, bekannte und eigenständige Vorschläge zu einer Narratologie des Raumes in einem wenig dankbaren, da kaum systematisierten Forschungsbereich. Dennerleins Systematisierungen und ihr entwickeltes Beschreibungsinstrumentarium überzeugen in weiten Teilen der Kapitel 4 und 6. Sie wählt ferner eine einsichtige und eingängige Terminologie. Damit bietet sie meines Erachtens eine gute Grundlage, auf die eine weiterführende Diskussion aufbauen könnte. Bisweilen wäre jedoch ein sorgfältigerer Abgleich ihrer Ausführungen mit den Definitionen im Glossar erforderlich gewesen. Die Relevanz einzelner Aspekte ist für den Leser nicht immer nachvollziehbar. Der Einbezug weiterer Textbeispiele hätte hier sicherlich für größere Klarheit sorgen können. Konzeptionell unklar bleiben für mich die Kapitel 8 und 5, jedoch auch das Kapitel 3 wird wohl in der Anlage seiner Argumentation Skeptiker nicht überzeugen.

Inwieweit sich ihre Vorschläge bei der narratologischen Textanalyse bewähren werden, wird eine hoffentlich rege Anwendung und weitergehende Diskussion zeigen.

Elsa-Maria Tschäpe

Universität Bielefeld

Seminar für Klassische Philologie´

Anmerkungen

[1] Vgl. Wolfgang Hallet/Birgit Neumann, Raum und Bewegung in der Literatur: Zur Einführung, in: W.H./B.N. (Hg.), Raum und Bewegung in der Literatur. Die Literaturwissenschaft und der Spatial Turn, Bielefeld 2009, 11–32; pointiert: »Was genau versteht die Literaturwissenschaft unter ›Raum‹? Die Antwort muss wohl lauten: vieles – und viel Verschiedenes.« (11). Dennerlein: »Unter der Bezeichnung ›Raum‹ werden in Bezug auf Erzähltexte so verschiedene Phänomene verstanden wie z.B. der Gedächtnisraum als Raum, den die Informationen zu einem Text im Kopf eines Lesers beanspruchen, der Raum, den die Buchstaben auf dem Papier einnehmen, die Menge aller physisch-konkreten und semantisch-übertragenen räumlichen Relationen, [...]« (5). [zurück]

[2] Vgl. Marie-Laure Ryan, Space, in: Peter Hühn et al. (Hg.) Handbook of Narratology, Hamburg 2009, 420–433, hier 421. [zurück]

[3] Dennerleins Literaturangabe (vgl. 59, Fn. 24) ist nicht eindeutig. Sie bezieht sich wohl auf: Anke Schlottmann, Rekonstruktion von alltäglichen Raumkonstruktionen – eine Schnittstelle von Sozialgeographie und Geschichtswissenschaft?, in: Alexander C. T. Geppert et al. (Hg.), Ortsgespräche. Raum und Kommunikation im 19. und 20. Jahrhundert, Bielefeld 2005, 107–134, bes. 123. [zurück]

[4] Das Konzept eines Container-Raumes als Alltagsvorstellung des Menschen ist der Literaturwissenschaft nicht unbekannt, vgl. Marie-Laure Ryan, Space, in: Peter Hühn et al. (Hg.) Handbook of Narratology, Hamburg 2009, 420–433, hier 421. Jedoch sind die Voraussetzungen, unter denen z.B. Lakoff/Johnson dieses Konzept anwendeten, nämlich dass die Wahrnehmung des eigenen Körpers als Container der allgemeinen Alltagsvorstellung von Raum vorgängig sei, durch neuere Ergebnisse der Primatenforschung, jedenfalls laut Dennerlein, nicht mehr haltbar. Sie trägt stattdessen Ergebnisse von Konrad Lorenz und recht knapp die »Hypothese« (64) der Evolutionspsychologie (leider ohne Literaturangabe) vor, denen zufolge der Prototyp des Raumes ein Container sei. [zurück]

[5] Sabine Buchholz/Manfred Jahn, Space, in: David Herman et al. (Hg.), Routledge Encyclopedia of Narrative Theory, London/New York 2004, 551–555, hier 552. [zurück]

[6] In dieser im Glossar wiedergegebenen Definition fehlen zwei wichtige Aspekte, mit denen sich Dennerlein in Kapitel 3 auseinandergesetzt hat: Zum einen fehlt der Hinweis, dass auch diejenige Gegebenheit als Raum gefasst wird, die nach der Alltagsvorstellung des Lesers oder den Regeln der erzählten Welt zu einer Umgebung werden kann (vgl. 69); zum anderen fehlt ihre damit verbundene Einschränkung für die mobilen Objekte (vgl. 69 f.). Mobile Objekte (Schiff, Flugzeug) sollen zur Analyse allein unter der Bedingung herangezogen werden, dass sie im Text tatsächliche Umgebungen von Figuren werden. Alle anderen mobilen Objekte werden nicht zu den analytisch relevanten Umgebungen gezählt. Diese Differenzierung ist eine entscheidende Abgrenzung gegenüber Zorans Konzept und sollte daher unbedingt in die Definition aufgenommen werden. [zurück]

[7] Vgl. Ruth Ronen, Space in Fiction, Poetics Today 7:3 (1986), 421–438, hier 422. [zurück]

[8] Vgl. Catherine Emmott, Narrative Comprehension. A Discourse Perspective, Oxford 1997; Marie-Laure Ryan, Cognitive Maps and the Construction of Narrative Space, in: David Hermann (Hg.), Narrative Theory and Cognitive Science, Stanford 2003, 214–242. [zurück]

[9] Vgl. Joachim Grabowski, Raumrelationen. Kognitive Auffassung und sprachlicher Ausdruck, Wiesbaden 1999. [zurück]

[10] Ruth Ronen, Space in Fiction, in: Poetics Today 7:3 (1986), 421–438, hier 423. [zurück]

[11] Das Textbeispiel, in dem keine Beschreibung vorliegen soll (vgl. 135), hätte m.E. nach der Definitionsfindung nochmals ausführlich vorgeführt werden sollen. Unklar bleibt mir daher ihr Verständnis von »Teilsatz«. [zurück]

[12] Vgl. Kevin Lynch, The Image of the City, Cambridge 1960. [zurück]

[13] 196 = 90 und 97; 197 = 97; 198 = 95, 96, 98; 199 = 161, 161, 119, 126, 141; 200 f. = 162 f.; 201 = 193, 193 f., 194, 194; 202 = 194, 195, 195, 185. [zurück]

[14] Falsche Fußnotenzählung: 49; Formatierungsfehler inkl. Zerstörung des Textflusses: 86; fehlende Leerzeichen/falsche Formatierung/überflüssige Worttrennung: 43; 68, Fn. 44–48; 74; 97; 114; 150; 184, Fn. 60; 240. [zurück]

[15] 31: »1983«; 48, Fn. 3: Die Angabe zu Genette ist nicht eindeutig, vgl. dazu 222 und 227; 53: »diskutiert«; ebd., Fn. 12: Die Angabe zu Lotman ist nicht eindeutig, vgl. dazu 222 und 231; 60, Fn. 25: »ihren Forschungsergebnissen«; 96, Fn. 58; 99: Deixis am Phantasma; 113, Fn. 28 fehlen vier Ergänzungsstriche; 122, Fn. 20 ist ein Punkt zu viel; 132: »genannt werden«; 133, Fn. 48: »Darstellungstechniken« und »vgl. auch Abbildung 2«; 194: »vgl. auch Abbildung 2 [...]« und »In Kapitel vier [...]«; auf Seite 203 fehlt unter dem Stichwort »Gegebenheit, räumliche« der Hinweis auf topographische Objekte (vgl. die entsprechende Definition zur räumlichen Gegebenheit auf Seite 70, wiederholt auf Seite 72). Eine korrigierte Fassung der im Buch unvollständigen Abbildung 1 findet sich auf der Homepage von Dennerlein:

http://www.germanistik.uni-wuerzburg.de/lehrstuehle/computerphilologie/mitarbeiter/dennerlein/publikationen/ (29.04.2011). [zurück]

[16] Vgl. als Exempel die Zitation »Genette 1994« in der Fußnote. Im Literaturverzeichnis findet der Leser unter »Raumnarratologie« (222) Genette 1969, unter »Weitere Forschungsliteratur« (227) Genette 1972, Genette 1989, Genette 1969. Bei letzterem handelt es sich aber um ein anderes Werk als das unter »Raumnarratologie« genannte. Erst durch das Lesen aller dieser Einträge kann man feststellen, welches Buch gemeint ist. [zurück]

2011-06-20

JLTonline ISSN 1862-8990

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