Carlos Spoerhase

Eine verpasste Chance

Elena Esposito, Die Fiktion der wahrscheinlichen Realität. Aus dem Italienischen von Nicole Reinhardt. Frankfurt a. M.: Suhrkamp 2007. 128 S. (Preis: EUR 8,50). ISBN: 978-3518124857.

1. Zur Erforschung historischer Wahrscheinlichkeitsbegriffe

Die wissenschaftshistorische Diskussion der frühneuzeitlichen »probabilistischen Revolution« hat mittlerweile ein sehr hohes Niveau erreicht. [1] Auch wenn weiterhin umstritten bleibt, wo genau sich die ersten Formulierungen der modernen Wahrscheinlichkeitsrechnung finden und wo sich der moderne mathematische Wahrscheinlichkeitsbegriff zuerst entwickelt findet, so ist doch weitgehend unstrittig, dass diese Fortschritte in Kalkül und Begriff mathematischer Wahrscheinlichkeit ein Phänomen der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts sind. Von den vielen Traditionssträngen und Motivationsgrundlagen, die für die »Emergenz« der mathematischen Wahrscheinlichkeit im späten 17. Jahrhundert in der aktuellen Forschungsliteratur angeführt werden, entstammen viele genau jenen »humanwissenschaftlichen« Disziplinen, die in der neueren wissenschaftshistorischen Diskussion stark in den Hintergrund geraten sind. [2] Hervorgehoben werden in der neueren Forschung vor allem die rhetorischen Traditionen der Herstellung von Plausibilität durch den Bezug auf Mehrheitsmeinungen und Expertenmeinungen, die juristischen Traditionen der Belegwürdigung und der Beurteilung von Zeugenaussagen, die medizinischen Zeichenlehren und medizinischen Theorien über die diagnostische Gewissheit symptomaler Schlüsse, schließlich theologische Traditionen der Gewichtung widerstreitender Lehrautoritäten, der posttridentinische Streit über die (Rechtfertigungs-) Grundlagen des christlichen Glaubens und die Diskussion über den epistemischen Status von Zeugnissen über Wunder.

Die Entwicklung des Wahrscheinlichkeitsbegriffs wurde im Rahmen der Untersuchung der Wissenschaftsgeschichte der Mathematik und der empirischen Naturwissenschaften bereits umfassend gewürdigt. Für die Disziplinen, die sich in der frühen Neuzeit mit der Interpretation von Zeichen und Zeugnissen befassen (darunter Theologie, Historiographie, Rechtswissenschaft, Medizin, aber auch Logik und Rhetorik), sind derartige integrative wissenschaftshistorische Untersuchungen in der Regel unterblieben. Der Wissenstransfer von den »Humanwissenschaften« zu den Naturwissenschaften ist, insofern seine Beachtung einer historischen Rekonstruktion der Mathematisierung der Wahrscheinlichkeit nützlich schien, Gegenstand anspruchsvoller Untersuchungen geworden. Die Frage aber, ob es einen inversen Wissenstransfer von den Naturwissenschaften zu den »Humanwissenschaften« gab, ist bisher kaum Gegenstand weit reichender Antwortversuche geworden. Vor diesem Hintergrund überrascht es auch nicht, dass das Verhältnis von frühneuzeitlichen Wahrscheinlichkeitsbegriffen in den Wissenschaften (sowohl Natur- als auch Humanwissenschaften) und in den Künsten keine größere akademische Aufmerksamkeit auf sich gezogen hat. So ist etwa die Frage, ob sich für die frühe Neuzeit aufschlussreiche Verbindungen zwischen wissenschaftlichen und poetologischen Konzeptionen der Wahrscheinlichkeit nachweisen lassen, immer noch nicht zureichend geklärt. [3]

Elena Espositos Essay über Die Fiktion der wahrscheinlichen Realität kann in dieser Forschungssituation deshalb nur große Neugierde wecken; verspricht er doch erstens darzulegen, dass epistemologische und poetologische Wahrscheinlichkeitskonzeptionen systematisch aufeinander zu beziehen sind, und zweitens aufzuzeigen, dass epistemologische und poetologische Konzeptionen der Wahrscheinlichkeit in dem gleichen Zeitraum (nämlich in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts) in ihrer spezifisch modernen Ausprägung entstehen und ihre Entstehung den gleichen sozialhistorischen Rahmenbedingungen verdanken. Sollten sich diese Einschätzungen als richtig und als wohl begründet erweisen, wäre für die Erforschung des frühneuzeitlichen poetologischen Wahrscheinlichkeitsbegriffs viel gewonnen. Im Rahmen des zunehmend an Dynamik gewinnenden Forschungsprogramms einer konsequenten Historisierung der literaturtheoretischen Grundkategorien (Autor, Text, Werk, Leser, Fiktion, Literatur usw.) nähme Espositos Entstehungsgeschichte der modernen poetologischen Wahrscheinlichkeitskonzeption dann zweifellos einen prominenten Platz ein.

2. Worum geht es in Espositos Studie?

Worum geht es in Espositos Studie? Sie skizziert ihr Vorhaben konzise auf den ersten Seiten ihres Buchs, wenn sie schreibt, dass ihr Essay von einer historischen Beobachtung ausgehe: »Wahrscheinlichkeitsrechnung und der Roman entstanden beinahe zeitgleich. Ausgehend von den Arbeiten Pascals und Fermats wird die Geburtsstunde der Wahrscheinlichkeitstheorie in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts angesetzt, während Madame de Lafayettes Roman La Princesse des Clèves aus dem Jahr 1678 als Ursprung einer variantenreichen Tradition der fiction gilt« (7). Diese chronologische Nachbarschaft könne laut Esposito kein »bloße[r] Zufall« sein; vielmehr kämen sowohl »in der Fiktion und der Wahrscheinlichkeitsrechnung« vollkommen »neue Auffassungen von Realität« zum Ausdruck (7). In beiden Fällen werde deutlich, dass sich »im 17. Jahrhundert ein historisch neuartiges Verhältnis zur Realität« herausbilde (8).

Die von Esposito auf die zweite Hälfte des 17. Jahrhunderts datierte Entstehung der »fiktionalen Literatur« und der Wahrscheinlichkeitsrechnung wird von ihr als konzeptueller Lösungsversuch einer historischen Krisensituation rekonstruiert : Die »Unsicherheit, die im Zeitalter des Barock spürbar wurde« (19) und die »allgemeine Unruhe, die das Zeitalter des Barock erschütterte« (27) verlangen nach neuen Orientierungsmustern und Strukturierungsformen:

Im 17. Jahrhundert wurden heftige Auseinandersetzungen um unterschiedliche Realitätskonzepte ausgetragen. Das Jahrhundert befreite sich erst allmählich von der Unruhe, den Dilemmata, den Qualen, Rätseln und Experimenten, die durch das Zerbrechen der zuvor nicht in Frage gestellten Beziehung zwischen Erscheinung und Substanz ausgelöst wurden. [...] Am Ende des Jahrhunderts kristallisieren sich dann einige Antworten heraus [...]. Erst langsam machte man im scheinbaren Chaos der Willkür und der grenzenlosen Kontingenz Kriterien der Regelmäßigkeiten aus, die eine Orientierung im Dickicht der Unsicherheit ermöglichten. Dazu gehörten die fiktionale Literatur und die Wahrscheinlichkeitsrechnung, die in dieser Hinsicht als verwandt angesehen werden können. (10f.)

Die »Verfügbarkeit fiktiver Welten« erlaube es, »zur wirklichen Welt auf Distanz zu gehen, sie ›von außen‹ zu betrachten und ihr Alternativen gegenüberzustellen« (18). »Fiktionale Literatur« ermögliche Kontingenzreflexion durch Kontingenzproduktion. Auf diese Weise werde »fiktionale Literatur« (18) zu einem »Spiegel, in dem die Gesellschaft ihre eigene Kontingenz reflektiert« (56).

3. Kritik

Die funktionale Bestimmung der sozialen Orientierungsleistungen von »fiktionaler Literatur«, die Esposito aus systemtheoretischer Perspektive entwickelt, bezieht sich ausschließlich auf den von Hans Blumenberg und Hans Robert Jauß erreichten literaturtheoretischen Diskussionsstand, der den in den Literaturwissenschaften mittlerweile erlangten Forschungsstand sicherlich nicht adäquat abbildet. Ferner bleibt die aufgrund des hohen Abstraktionsniveaus dieser funktionalen Bestimmung notwendige Plausibilisierung anhand von historischen Belegen aus. Esposito gelingt es in ihrem Essay weitgehend, sich den Zumutungen argumentativer Rede zu entziehen. Auf kulturhistorische Begründungen dafür, dass »fiktionale Literatur« seit der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts »Orientierung im Dickicht der Unsicherheit« zu stiften vermag, wird insgesamt verzichtet. Gelegentlich finden sich in dem Essay zwar pauschale Hinweise wie »man denke nur an Shakespeare« (16), »Wir denken hier an La Princesse des Clèves, aber auch an die Werke Daniel Defoes oder an Richardsons Pamela« (17, Anm. 10), oder »man denke nur an Pascal« (40); weder wird hier aber genau ausgeführt, was genau der Leser sich dabei denken soll, noch werden die Textstellen benannt, an die die Autorin dabei gedacht hat. Literaturhistorische Einschätzungen bewegen sich bestenfalls auf dem Niveau von unspezifischen Aussagen wie »Schon zu Beginn der Epoche des ›bürgerlichen Romans‹ erlaubte sich Walter Scott, historische Tatsachen zur Erstellung von Fiktionen zu verwenden, und der historische Roman hat immer sehr gut funktioniert« (77).

Es erschließt sich nicht unmittelbar, welchen Wahrscheinlichkeitsbegriff Esposito verwendet, wenn sie auch den Fiktionalitätscharakter der Wahrscheinlichkeitsrechnung ins Zentrum ihres Essays stellt. Die beiden Hauptinterpretationen des Wahrscheinlichkeitsbegriffs werden gemeinhin die »subjektive« und die »objektive« genannt. Sie verstehen »Wahrscheinlichkeit« entweder als (a) »subjektive« Hypothesenwahrscheinlichkeit, d. h. als Grad der Plausibilität von epistemischen Aussagen (im Sinne unterschiedlicher Grade der Zustimmungswürdigkeit von Wissensansprüchen) oder als (b) »objektive« Ereigniswahrscheinlichkeit im Sinne der (durch einen Bruch darstellbaren) relativen Häufigkeit von Vorkommnissen von Ereignissen. Der Wahrscheinlichkeitsbegriff findet aber darüber hinaus noch in ganz anderen Diskussionszusammenhängen Anwendung, z. B. in rhetorischen und poetologischen Kontexten. Eine kleine Liste geläufiger Verwendungsweisen von »Wahrscheinlichkeit« würde neben der »subjektiven« Hypothesenwahrscheinlichkeit und der »objektiven« Ereigniswahrscheinlichkeit u. a. folgende Gebrauchsformen beinhalten: (c) ein rhetorischer Wahrscheinlichkeitsbegriff, für den »Wahrscheinlichkeit« die Glaubwürdigkeit einer Aussage im Sinne der Bestätigung der Aussage durch allgemein anerkannte und autoritativ gestützte Meinungen ist; (d) ein poetologischer Wahrscheinlichkeitsbegriff, für den »Wahrscheinlichkeit« die Übereinstimmung einer literarischen Darstellung mit unserem (naturwissenschaftlichen, anthropologischen, historischen usw.) Weltwissen ist; (e) der entscheidungstheoretische Wahrscheinlichkeitsbegriff, für den »Wahrscheinlichkeit« im Rahmen einer Theorie rationalen Handelns ein Grad vernünftigen subjektiven Überzeugtseins ist.

Esposito zeigt sich in ihrem Essay unbeeinflusst von aktuelleren Debatten über den Wahrscheinlichkeitsbegriff und übergeht die einschlägige Forschungsliteratur der letzten 20 Jahre. Diesen Informationsmangel kompensiert sie nicht durch Originalität, da sich ihr Argumentationsgang über weite Strecken an Referenzautoren orientiert, die als Autoritäten eingeführt (z. B. durch den Verweis darauf, dass sie mit einem Nobelpreis ausgezeichnet wurden, vgl. 96, 98) und als Argumentgeber verwendet werden. [4] Esposito orientiert sich in ihrer Rekonstruktion der Wahrscheinlichkeitstheorie, die sich vor allem auf die Forschung der Siebziger und Achtziger Jahre stützt, einseitig an der subjektivistischen Interpretation der Wahrscheinlichkeitstheorie des Italieners Bruno de Finetti. Eine angemessene Auseinandersetzung mit komplementären oder konkurrierenden Interpretationen der Wahrscheinlichkeitstheorie findet nicht statt. Die subjektivistische Interpretation der Wahrscheinlichkeitstheorie wird dann mit dem Wahrscheinlichkeitsbegriff Niklas Luhmanns in Verbindung gebracht. Luhmann verwendet in seinem systemtheoretischen Oeuvre immer wieder den Begriff der Wahrscheinlichkeit in einer aparten Weise, die sich in erster Linie an Formen der Unwahrscheinlichkeit interessiert zeigt und in Formulierungen über die »Paradoxie der Wahrscheinlichkeit des Unwahrscheinlichen« kulminiert. [5] Obwohl die Vereinbarkeit der Wahrscheinlichkeitskonzeptionen ihrer beiden Referenzautoren De Finetti und Luhmann nicht auf der Hand liegt, finden sich bei Esposito keine Versuche, für die Plausibilität dieser Verbindung zu argumentieren.

Wie sich im Laufe der Lektüre herausstellt, folgt Espositos Parallelisierung von »fiktionaler Literatur« und Wahrscheinlichkeitsrechnung einer polemischen Intention:

Während im Bereich der fiction das Bewußtsein für die Unwirklichkeit der fiktiven Realität [...] weit verbreitet ist, scheint dieses Bewußtsein in bezug auf die Wahrscheinlichkeit viel weniger stark ausgeprägt zu sein. Man weiß, daß man nicht wie Don Quijote die Welt der Fiktionen mit der realen Welt verwechseln sollte, und das wollen wir auch unseren Kindern beibringen. Wenn aber jemand sagt, etwas sei objektiv wahrscheinlich, dann werden wir ihn kaum für naiv halten, obwohl der Status dieser objektiven Wahrscheinlichkeit in unseren Augen ganz ähnlich ist. (71)

Die Parallelisierung von Fiktion und Probabilismus zielt auf eine Kritik der Wahrscheinlichkeitsrechnung, wobei Esposito ihre Kritik der Wahrscheinlichkeitstheorie häufig nicht von ihrer Kritik der Anwendung der Wahrscheinlichkeitstheorie in diversen gesellschaftlichen Kontexten unterscheidet. Espositos Begriff der »probabilistischen Fiktion« (86) verweist darauf, dass die Ergebnisse der Wahrscheinlichkeitsrechnung ebenso fiktional seien wie die in einem Roman konstruierte fiktionale Welt. Gerade die ökonomische Theorie sitze einer »probabilistischen Fiktion« auf, wenn sie nicht erkenne, dass »Statistiken und stochastische[] Verfahren« wie fiktionale Texte »selbst Formen der Fiktion« seien (121). Die in den Wirtschafts- und Sozialwissenschaften laut Esposito weitgehend undurchschaute »Fiktionalität« der Ergebnisse der Wahrscheinlichkeitsrechnung verleite vor allem Wirtschaftswissenschaftler dazu, die Welt der probabilistischen »Fiktionen« mit der realen Welt zu verwechseln und führe zu einer Überschätzung des Wahrscheinlichkeitskalküls und zu überzogenen Erwartungen an die Prognostizierbarkeit und Planbarkeit gesellschaftlicher Entwicklungen.

Ausgehend von der Unterscheidung zwischen »gegenwärtiger Zukunft« und »zukünftiger Gegenwart«, der in Die Fiktion wahrscheinlicher Realität ein ganzes Kapitel gewidmet wird (50–67), stellt Esposito fest, dass projektierte Zukunft und realisierte Zukunft nicht übereinstimmen müssen: »man kann sich nie sicher sein, daß die [...] Vorhersagen der Wahrscheinlichkeitsrechnung tatsächlich eintreten werden« (35). Das Sprichwort pflichtet bei: Manchmal kommt es anders als man denkt. Aber weshalb ist dieser Sachverhalt ein Argument für den Fiktionalitätscharakter der Wahrscheinlichkeitsrechnung? Die von Esposito in diesem Kontext eingesetzten Alltagsbeispiele machen es dem Leser nicht leichter, ihre Überlegungen zum Fiktionalitätscharakter der Wahrscheinlichkeitsrechnung nachzuvollziehen: »Ein hungriger Gast, der in einem Restaurant ein halbes Hähnchen bestellt und dann einen leeren Teller bekommt, während seinem Nachbarn ein ganzes serviert wird, dürfte sich ärgern, obwohl er sich sagen könnte, daß, statistisch gesehen, beide vor einem halben Hähnchen sitzen« (10). Wenn die Wahrscheinlichkeit, in Espositos Restaurant ein Hähnchen zu bekommen, den Wert 0.5 hat, heißt dass natürlich nicht, dass der Restaurantbesucher damit rechnen darf, bei seinem nächsten Besuch ein halbes Hähnchen zu bekommen: Wenn eine objektive Wahrscheinlichkeit von 0.5 gemeint ist, dann hat er keinen guten Grund, sicher zu sein; und wenn eine subjektive Wahrscheinlichkeit gemeint ist, dann heißt »0.5« nichts anderes, als dass der Gast der Ankunft seines Broilers eine Fifty-fifty-Chance gibt.

4. Fazit

Am Ende ihres Essays fasst Esposito ihren Argumentationsgang zusammen:

Das Argument, das diesen Essay wie ein roter Faden durchzog, greift semantische Materialen [sic] wieder auf, die schon im 17. und 18. Jahrhundert im Hinblick auf Realität, Wahrscheinlichkeit und Fiktion formuliert wurden. [...] Diese Überlegungen betrafen sowohl den Realitätsstatus der ausdrücklichen Fiktion, also der Romane oder der fiction im allgemeinen, die sich in einem langwierigen Prozeß aus dem semantischen Umfeld von Lüge und Halluzination emanzipieren mußte, als auch die Realitätsfiktion der Wahrscheinlichkeitstheorie als ersten Versuch, eine Wissenschaft der Unsicherheit zu entwickeln. (120)

Der rote Faden, der fiktionale Literatur und Wahrscheinlichkeitstheorie zu verknüpfen versprach, lässt sich in Espositos Essay nicht ausmachen. [6] Die gemeinsame Entstehungsgeschichte von fiktionaler Literatur und Wahrscheinlichkeitstheorie, die in den Rahmen einer »Untersuchung des frühneuzeitlichen Realitätsbegriffs« (13) eingebettet werden sollte, wird leider nicht erzählt.

Anmerkungen

[1] Vgl. die Darstellungen von Lorraine Daston, Probability and Evidence, in: Daniel Garber/Michael Ayers (eds.), The Cambridge History of Seventeenth-Century Philosophy, Bd. 2, Cambridge 1998, 1108-1144; James Franklin, The Science of Conjecture. Evidence and Probability Before Pascal, Baltimore 2001; Sven K. Knebel, Wille, Würfel und Wahrscheinlichkeit. Das System der moralischen Notwendigkeit in der Jesuitenscholastik 1550-1700, Hamburg 2002. [zurück]

[2] Richard Serjeantson, Proof and Persuasion, in: Lorraine Daston/Katherine Park (eds.), The Cambridge History of Science, Bd. 3, Cambridge 2006, 132-175, hier 160f. [zurück]

[3] Wichtige Beiträge zu einer solchen Klärung bieten aber die Arbeiten von Douglas L. Patey, Probability and Literary Form. Philosophic Theory and Literary Practice in the Augustan Age, Cambridge 1984; James Chandler u. a. (eds.), Questions of Evidence, Chicago 1991 (Critical Inquiry 18, 79–153); Rüdiger Campe, Spiel der Wahrscheinlichkeit: Literatur und Berechnung zwischen Pascal und Kleist, Göttingen 2002. [zurück]

[4] So stellt sich Espositos Kritik der zeitgenössischen ökonomischen Theorie als ein zehnseitiges (weitgehend unkritisches) Referat von George Soros’ Die Alchemie der Finanzen: Wie man die Gedanken des Marktes liest dar (vgl. 109-118). [zurück]

[5] Niklas Luhmann, Die Gesellschaft der Gesellschaft, Frankfurt a. M. 1997, 413f. Vgl. auch Niklas Luhmann, Die Unwahrscheinlichkeit der Kommunikation, in: Soziologische Aufklärung, Bd. 3, Opladen 1981, 25-34. [zurück]

[6] Diese Verknüpfungsleistungen sollen meist von einem Argumentationstyp gewährleistet werden, der umstandslos historische Koinzidenzen in funktionale Äquivalenzen konvertieren zu können glaubt: Formulierungen wie »Handelt es sich um bloßen Zufall...« (7), »Vermutlich war das kein Zufall...« (22), »Es war kein Zufall, daß...« (25) können die Plausibilität einer solchen Konvertierung allenfalls insinuieren. [zurück]

2007-10-02

JLTonline ISSN 1862-8990

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