Galina Hristeva
Klio auf der Spur
Geschichte schreiben nach der Postmoderne. Historiographie im internationalen Vergleich. Interdisziplinäres Arbeitsgespräch der DFG. 18. – 20. Juni 2009, Stuttgart.
»Unsicherheit und Lähmung« – so lautete die Diagnose, die dem von der Universität Stuttgart und der LMU München vom 18.-20. Juni 2009 im Stuttgarter »Eulenhof« veranstalteten und von der DFG geförderten Arbeitsgespräch über die Rolle der Geschichtsschreibung und die Möglichkeiten, Geschichte zu schreiben nach den postmodernistischen Angriffen auf die Geschichtswissenschaft als Ausgangspunkt diente. Die Zerstörung altehrwürdiger historiographischer Normen und Konventionen durch die Postmoderne und die Aufstellung von »Verbotstafeln« in der Geschichtsschreibung stellen ein schweres Erbe dar, dem sich die Tagungsvorträge und Diskussionen widmeten, um Wege aus dieser unerfreulichen Situation zu weisen. In seiner Einleitung »Postmodernes Denken. Eine Erinnerung als Einführung« leistete der Veranstalter Manuel Braun von der LMU eine begriffliche Klärung und umriss die Grundpositionen postmodernistischer Entwürfe sowie die von ihnen ausgelösten Erschütterungen. Braun profilierte mögliche Auswege aus der gegenwärtigen Aporie: 1) Rückkehr zu alten Konventionen und Verteidigung dieser Konventionen gegen die postmodernistische Kritik; 2) Akzeptanz der Postmoderne-Kritik und Entwicklung neuer Verfahren und historiographischer Praktiken; 3) Vermittlungsversuche unter Verwertung der wichtigsten Impulse der postmodernen Kritik; 4) Zurücklassen der Postmoderne und Identifizierung neuer Probleme.
Ein erster Fokus der Tagung war die Profilierung der postmodernistischen Irritationen und Provokationen und ihrer Konsequenzen in verschiedenen Disziplinen.
Oliver Huck (Hamburg) bot einen Einblick in die Probleme der Geschichtsschreibung in der Musikwissenschaft. Er setzte die 2005 erschienene The Oxford History of Western Music von Richard Taruskin in Beziehung zu Jost Hermands für die Abgrenzung von der Postmoderne überaus wichtigem Buch Nach der Postmoderne von 2004 und beklagte die Abwesenheit einer »Reflexion über [...] historiographische Prämissen« bei Taruskin. Für Huck besteht der Beitrag der postmodernistischen Musikwissenschaft darin, das werkzentrierte Musikkonzept überwunden und Alternativen aufgezeigt zu haben. Taruskins Verdienst entdeckt Huck in der zentrifugalen Bewegung der Abkehr von der »Autonomieästhetik« und der »Entthronung des Komponisten« zugunsten einer dezentralisierten Kompositionsgeschichte. Über Taruskin hinausgehend und die Theoriemüdigkeit der deutschen Musikwissenschaft in den letzten Jahren monierend plädierte Huck seinerseits in seinem Vortrag angesichts der Differenzen zwischen theoretischer Konzeptualisierung von Musik und ihrer klanglicher Realisation für eine Ausweitung des Gegenstands der Musikwissenschaft durch Einbeziehung der Interpretationsgeschichte und damit für die Verknüpfung von Kompositionsgeschichte, Geschichte der Musiktheorie und Interpretationsgeschichte.
Der interdisziplinären Ausrichtung der Tagung entsprach auch der Vortrag »Turnaround? Islamwissenschaftliche Textlektüren nach dem ›linguistic turn‹« von Stephan Conermann (Bonn). Conermann führte in die Probleme der Islamwissenschaft mit ihrem immer weniger fassbaren Gegenstand ein, betonte, dass Geschichtsschreibung und ihre Probleme in der Islamwissenschaft nicht diskutiert werden und hob die Notwendigkeit einer Neupositionierung der Islamwissenschaft und des Dialogs mit anderen Wissenschaften hervor. Als zentrale Aufgabe stellte Conermann eine transkulturelle, nicht mehr eurozentrische Globalgeschichte heraus, die auf der Gleichberechtigung der verschiedenen Perspektiven beruhen soll; hierzu skizzierte er mögliche Anknüpfungspunkte für den interdisziplinären Dialog (z.B. die Einführung einer transkulturellen Narratologie) und forderte die Herausarbeitung eines neuen theoretischen Beschreibungsmodells.
Anselm Steigers Vortrag »Die eschatologische Teleologie des Kometen von 1680 und die Revision eines Konsenses teleologischer Geschichtsdeutung. Zur Debatte zwischen Sigmund von Birken und Philipp Jakob Spener« lenkte die Aufmerksamkeit auf die Unterschiede zwischen Kirchengeschichtsschreibung und profaner Geschichtsschreibung, stellte das Theoriedefizit der Kirchengeschichte heraus und die Notwendigkeit, dass Kirchenhistoriker bestimmte Diskussionen, die von anderen Historikern bereits geführt wurden, nachholen sollen. Er forderte eine ausgewogene Relation zwischen Quellen und theoretischer Reflexion und warf die Frage nach dem Wert von Vorläufergeschichten auf, diese an der Aufklärung exemplifizierend, da er eine »Aufklärung vor der Aufklärung« auch schon im 17. Jahrhundert entdeckt. In diesem Zusammenhang plädierte er für eine neue, erst zu schreibende Geschichte der Dialektik der Aufklärung.
Das Problem der Narrativität war der zweite wichtige Schwerpunkt der Tagung. Vorbereitet wurde die Diskussion darüber von Mark Gregory Pegg (St. Louis), der in seinem Vortrag »The Art of History« zunächst die gängigen Vorwürfe gegen das poststrukturalistische Geschichtsverständnis und gegen die damit verbundenen »Sünden« des Postmodernismus rekonstruierte. Ohne die Schwächen und Übertreibungen des Postmodernismus zu ignorieren, distanzierte sich der Referent vom »American noble dream of objectivity«, würdigte die wertvollen Impulse, die die Postmoderne geliefert hat, und erhob die »Imagination« zur Zentralinstanz beim Versuch, historische Wahrheit und historiographische Darstellung einander anzunähern. Von der Prämisse ausgehend, dass »past worlds [...] can only be understood as fully as possible if evoked as fully as possible«, betonte Pegg den spezifischen Charakter der Historie, die er mehr als Kunst denn als Wissenschaft verstehen möchte.
Der Gräzist Jonas Grethlein (Heidelberg) führte die Diskussion auf die schon von Mark Gregory Pegg angesprochene Ebene der antiken Geschichtsschreibung und der von ihr ausgehenden Traditionen. Dem spätestens von der Postmoderne und der linguistischen Wende verkündeten »Tod der Erfahrung« setzte Grethlein in seinem Vortrag »Erfahrung und Erzählung. Von der Postmoderne in die Antike« eine Skizze der Rehabilitierung und der »neuen Prominenz« der Erfahrung entgegen. Infolge der Überzeugung von der Komplexität des Verhältnisses zwischen Erfahrung und Erzählung und der Notwendigkeit ihrer Verknüpfung angesichts der »Duplikation der Erfahrung in der Erzählung« stellte Grethlein die These auf, dass Erzählung und Erfahrung nicht gleichzusetzen und nicht zu verwechseln sind, die Erzählung aber besonders geeignet für den Transport von Erfahrungen sei. Gleichzeitig betonte er das Problem der »uneinholbaren Nachzeitigkeit« der Erzählung gegenüber der Erfahrung und ermittelte Wege zur Lösung dieses Problems sowie der teleologischen Tendenzen, die Erzählungen prägen. Die bereits von Thukydides praktizierte Technik des sideshadowing, die Grethlein an Textauszügen demonstrierte, kann der Teleologie und den mit ihr verbundenen Verkürzungen entgegenwirken, sie kann »Spannungen lockern und versöhnen«. In Analogie zu Ricœurs Konzept der »metaphorischen Referenz« schlug Grethlein das Konzept der „narrativen Referenz“ vor, um den Rückgriff auf Erfahrungshaftigkeit von Geschichte zu erfassen.
Als ein Beispiel für die gelungene Verbindung einer fiktiven Begebenheit mit einem lebendigen Bild der Geschichte zog Andreas Kablitz (Köln) Marc Bressants Roman La dernière conférence heran. Typisch für den Roman seien die oft irritierende, aber reizvolle Vermischung von Fiktion und Faktualität, von fiktiven Figuren und historischen Persönlichkeiten, aber auch ein hoher Grad an Wahrscheinlichkeit und das Fehlen spektakulärer Abweichungen vom Faktischen. Am Vergleich mit Thomas Manns Felix Krull und mit Hilfe des Konzepts des unzuverlässigen Erzählers fragte Kablitz nach dem Unterschied zwischen beiden Romanen und erarbeitete seinen Vorschlag, die üblichen, für die normale Welt geltenden Gesetze so lange anzunehmen und aufrechtzuerhalten, bis sie in der fiktionalen Welt vom Autor ausdrücklich suspendiert werden. Kablitz stärkte diese Sichtweise mit dem Hinweis auf die »pragmatische Unvermeidlichkeit der Wirklichkeit«. In der besonders regen Diskussion zu diesem Vortrag wurde die Frage nach der Notwendigkeit einer solchen Differenzierung gestellt sowie nach der Spezifizierung und Konzeptualisierung des womöglich unterschiedlichen Umgangs mit Ungewissheiten in Texten und in der wirklichen Welt. Lutz Danneberg schlug vor, im von Kablitz unterbreiteten Modell »die Bezugnahme auf die Welt« durch die »Bezugnahme auf Wissen über diese Welt« zu ersetzen. Abschließend hob Andreas Kablitz besonders deutlich einen wichtigen Unterschied zwischen Geschichtsschreibung und Dichtung hervor – während sich der unzuverlässige Erzähler durch Inkonsistenz auszeichne, sei ein Historiker, der einen Mangel an Kohärenz und Konsistenz zulässt oder sogar anstrebt, schwer vorstellbar.
Jan Dirk Müller (München) konstatierte in seinem Vortrag »Laboratorien: ›kleine Erzählungen‹«, dass im Zuge der postmodernen Abkehr von Kontinuität und Homogenität zu Diskontinuität und Heterogenität und angesichts des Versagens der grands récits Partialgeschichten immer mehr an Bedeutung gewinnen. Um diese Partialgeschichten zu erfassen, die er als »regional, sozial und institutionell begrenzte Konstellationen« von »divergierenden epochenspezifischen Tendenzen und Ordnungsmustern« versteht, präsentierte Müller das Konzept des Laboratoriums. Dieses definiert er anders als in den Naturwissenschaften als »naturwüchsig« entstandene »Räume der Verdichtung«, welche hervorragende Erkenntnisbedingungen liefern, die Interpretation antiteleologischer Brüche gestatten und begrenzte Narrative beherbergen können.
Auf den Status der Erzählung in der Philosophie und die Notwendigkeit einer Reflexion über die Narrativität der Philosophie ging Andreas Urs Sommer (Freiburg i. Br.) in »Philosophie und Erzählung. Problemfelder in der Philosophiegeschichte, der Geschichtsphilosophie und der philosophischen Skepsis« ein. Er unterstrich das schon seit Platon problematische Verhältnis der Philosophie zum Narrativ und die Verleugnung des narrativen Charakters philosophischer Darstellungen, obwohl selbst in der analytischen Philosophie auf Erzählungen nicht nur als Exemplifikation, sondern auch als Teil der Argumentation rekurriert wird. Dargestellt und in Beziehung zur Erzählung gesetzt wurden drei Bereiche des konkreten Philosophierens: die Philosophiegeschichte, die Geschichtsphilosophie und die philosophische Skepsis, wobei letztere für Andreas Urs Sommer eine besonders starke Affinität zur Narration aufweist. Zu untersuchen sind die Auswirkungen narrativer Strategien auf die Argumentation. In der Diskussion warnte Andreas Kablitz aber auch vor der Gefahr, im Zuge der Aufwertung der Narration in der Philosophie die Argumentation zu marginalisieren; eine Opposition zwischen Argumentation und Narration ist zu vermeiden.
Konzepte für ein neues Geschichtsdenken entwarfen in ihren Vorträgen Frank Rexroth, Cornelis Menke, Lutz Danneberg, Benjamin Scheller und Sandra Richter. Herausragende Bedeutung erlangten hier die Spannungsbereiche zwischen Synchronie und Diachronie, zwischen Fortschritt und Rückschritt, zwischen Partikularität und Totalität und zwischen Zentrum und Peripherie.
Frank Rexroth (Göttingen) bezeichnete in seinem Vortrag »Moderne, Postmoderne und die Krise der Geschichtsschreibung. Ein Widerspruch« die Annahme, dass die Postmoderne mit ihrer Kritik an den Möglichkeiten der Wissenschaften, außersprachliche Wirklichkeit abzubilden, auch zur Verunsicherung in der Historiographie und zur Absage an die Möglichkeiten historischen Erzählens geführt hätte, als ein Missverständnis. Vielmehr sei die Geschichtsschreibung schon vorher durch die Modernisierung der Historie – und somit vor über 100 Jahren – in eine prekäre Situation geraten. Rexroth klärte in diesem Zusammenhang den Begriff »Historie« und setzte sich für die Unterscheidung zwischen Geschichtsforschung und Geschichtsschreibung ein, die er präzis definierte. Er profilierte das Spannungsverhältnis zwischen ihnen und die verschiedenen Relationen beider Praktiken zur Wissenschaftlichkeit der Historie und verwies auf die Inkriminierung historischen Erzählens im 19. Jh. und den Generalverdacht auch gegen die Rhetorik und gegen jegliche Poetizität zugunsten des »Willens zur Wahrheit«. Hand in Hand damit sei aber auch »die Austreibung der Diachronie« zugunsten der Systematik erfolgt, um die Unsicherheiten der Diachronie zu umgehen. Mit dieser Ausrichtung habe die Geschichtswissenschaft ihre Öffentlichkeitswirksamkeit weitgehend eingebüßt und sie an die außerwissenschaftliche Sinngebungsliteratur um 1900 abtreten müssen. Zu einem neuen Ausbruch des Szientismus sei es in der Geschichtswissenschaft wieder seit den 60er Jahren gekommen, wobei man Erzählung und Reflexion wieder verworfen habe. Erst ab 1980 sei der »Mut zu Brückenschlägen« gestiegen und es seien wieder Werke, welche die Verschränkung zwischen Geschichtsforschung und Geschichtsschreibung belegen, erschienen. Gerade während der Ära der »postmodernistischen Erschütterungen«, seit ca. 1980, seien also besonders viele historiographische Werke erschienen. In der anschließenden Diskussion plädierte Horst Thomé dafür, das von Rexroth angesprochene Problem des Zusammenspiels von fachinternen Rationalitätskriterien und gesellschaftlichem Wissensbedarf durch vertiefte Textanalysen zu untersuchen.
Auf den Umgang mit Fortschritt und Verlust ging Cornelis Menke (Bielefeld) in »Wissenschaftlicher Fortschritt und wissenschaftsgeschichtliche Beschreibungskategorien« ein. In Anlehnung an Thomas Kuhn skizzierte der Vortragende das Verhältnis zwischen Fortschritt und Wissenschaft und zeichnete Kuhns Abkehr von der teleologischen Sichtweise und dessen Relativierung der weit verbreiteten Gleichsetzung von Fortschritt und Wissenschaft sowie die von Kuhn ausgelöste Debatte nach. Menke bestätigte in der Diskussion aber auch die Diskrepanz zwischen den immer noch gültigen, von Kuhn aufgezeigten Problemen und Kuhns inzwischen als veraltet anerkannter Lösung. Von der Annahme ausgehend, dass die Schwierigkeiten, Fortschritt zu beschreiben, nicht zur Verwerfung der Vorstellung von Fortschritt führen sollen, schlug Menke trotz grundsätzlich skeptischer Haltung dann vor, durch die Wahl anderer Beschreibungskategorien eine Fortschrittsgeschichte mit geringen Verlusten doch zu schreiben.
Mit den Begriffen »Quelle, Einfluss und Spur« setzte sich Lutz Danneberg (Berlin) in seinem gleichnamigen Vortrag auseinander. Er betonte die Komplexität des Spurendiskurses, erklärte die Faszination, die vom Spurenkonzept ausgeht, bemühte sich um eine klare und strikte Bestimmung und Abgrenzung von den Konzepten Quelle, Einfluss und Ursache, um die Festlegung der Merkmale und Funktionen der Spur und unterstrich die radikalen Konsequenzen des Spurbegriffs. In der sich anschließenden Diskussion lag der Akzent auf den Vorteilen des Spurenkonzepts und auf dem Zusammenhang zwischen Spur und Intentionalität.
Benjamin Scheller (Berlin) skizzierte in seinem Vortrag »Zwischen heterarchischer Verheißung und Strukturanalyse: Konzepte von ›Netz‹ und ›Netzwerken‹ in den Kulturwissenschaften« die Merkmale und die Verwendung der von der Postmoderne inspirierten Metapher des Netzwerks in der Geschichtswissenschaft, wies auf die diesem Konzept inhärenten Merkmale des Polyzentrismus und der Dezentralität hin, aber auch auf die Ambivalenz des Netzwerks. Den Wert des Netzwerkmodells für die Geschichtsschreibung entdeckt Scheller in seiner Dynamik und in der Möglichkeit, eine relational gefasste neue Konzeptgeschichte zu schreiben. Die Diskussionsbeiträge zu diesem Vortrag fokussierten auf die Kehrseiten des Netzwerkmodells, etwa auf die ideologische Dimension oder auf den damit u. U. verbundenen Präzisionsverlust. Außerdem wurde die Frage nach den Möglichkeiten der Darstellung der diachronen Perspektive mit diesem Konzept gestellt.
Sandra Richter (Stuttgart) rekonstruierte in ihrem Vortrag »Nach den Lektüren. Mit einer Skizze zu Holismus und Partikularismus in der Interpretationstheorie« die Unterschiede zwischen dem Begriff der »Interpretation« und dem postmodernen Begriff der »Lektüre«, ging den Motiven des interpretatorischen »Liberalismus« nach, demonstrierte die Probleme und Schwächen der »Lektüre« und insbesondere die partikularistische Tendenz von Lektüren und betonte, dass »Lektüren« »riskante Zuschreibungen« zur Folge haben können. Zentral ist für Sandra Richter, die einen eingeschränkten Gebrauch des Begriffs »Lektüre« vorschlug, neben der präzisen Bestimmung von Ganzheit die Frage nach der optimalen Verbindung von Partikularismus und Holismus, um eine neue Interpretationstheorie auf dieser Basis aufzubauen. Zu vermeiden ist dabei die dichotomische Betrachtung von Holismus und Partikularismus, von großer Wichtigkeit ist das Problem der Konstitution des Ganzen. Ein »partikularistischer Holismus«, welcher gleichzeitig der »Komplexität des Details« und der »Fülle des Ganzen« gerecht wird, könnte sich laut Sandra Richter nach den holistischen und partikularistischen Übertreibungen der Postmoderne auf die Geschichtsschreibung belebend auswirken.
Die Tagung zeigte eindeutig, dass die Postmoderne schwerwiegende und ernstzunehmende Fragen aufgeworfen hat, denen aber nicht mit einem einheitlichen Programm und einer einheitlichen Perspektive begegnet werden kann. Diese reichhaltige Perspektivierung wurde an den zahlreichen Beispielen aus der Forschung verschiedener Disziplinen deutlich, in denen eine große Vielfalt interessanter und differenzierter Vorschläge zur reflektierten Integration, Anwendung, Verarbeitung und/oder Überwindung der postmodernen Anstöße unterbreitet wurde.
Angesichts des breiten Spektrums und der Fruchtbarkeit der Tagungsergebnisse ist die geplante Publikation eines Sammelbandes als sehr sinnvoll zu bewerten.
Universität Stuttgart
Institut für Literaturwissenschaft
Neure deutsche Literatur II
2009-09-10
JLTonline ISSN 1862-8990
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