Journal of Literary Theory Bd. 15, Nr. 2 (2021)

Themenschwerpunkt »Begriffe: Bildung, Funktionen und Grenzen«

Manuskripttermin: 01.04.2021

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Die Nähe der meisten Kultur- und Geisteswissenschaften zu mehr oder weniger radikalen Formen des Konstruktivismus geht einher mit einer grundsätzlichen Skepsis gegenüber Begriffen, wenn mit diesen der Anspruch erhoben wird, etwas über das Einzelne Hinausgehendes zu bezeichnen. In der Literaturwissenschaft betrifft dies etwa die Begriffe ›Epoche‹ und ›Gattung‹ sowie einzelne Epochen- und Gattungsbegriffe, die einerseits unverzichtbare Gliederungsinstrumente geblieben sind, andererseits aber vielen inzwischen nur in didaktischen Kontexten verwendbar erscheinen. Gefördert wird diese Skepsis durch das weitverbreitete Interesse an dem individuellen und einmaligen gelungenen Kunstwerk, das sich der ›Unterordnung‹ unter Begriffe zu entziehen scheint. In der Praxis der Begriffsverwendung zeigt sich eine Diskrepanz zwischen den Anforderungen, die an Begriffe und ihre Angemessenheit gestellt werden, und dem sehr viel unübersichtlicheren, uneinheitlichen und historisch variablen Gegenstandsbereich. Dies hat verschiedene Konsequenzen: Zum einen konstatieren viele Beiträge über einen Begriff, dass dieser kaum oder gar nicht definierbar sei, meist verbunden mit Verweisen auf uneinheitliche Verwendungsweisen in der Forschung. Zum anderen hat sich bei Epochen- und Gattungsbegriffen schon länger die Annahme etabliert, diese seien immer ›hybrid‹ oder ›gemischt‹. Zugleich wird aber, z.B. in Einführungen, mit Merkmalslisten für literarische Gattungen oder Genres gearbeitet. Praxeologische Untersuchungen zeigen zudem, dass Begriffe in der Literaturwissenschaft je nach Verwendungskontext und Ziel unterschiedlich eingesetzt werden: Während z.B. in Literaturgeschichten unproblematisch ein Gattungsbegriff herangezogen werden kann, um eine Gruppe literarischer Texte zu klassifizieren, findet sich die Praxis, mehrere solcher Begriffe zu kombinieren, um der Besonderheit des einzelnen Texts gerecht zu werden, vor allem in Interpretationen. Ausgehend von diesen Beobachtungen will das JLT-Heft 15-2 sich der Begriffsbildung in der Literaturwissenschaft und -geschichte widmen.

Folgende Themen und Aspekte könnten behandelt werden:

Beiträge aus den Literaturwissenschaften, aber auch aus Nachbardisziplinen, z.B. der Kunstphilosophie, den Medienwissenschaften, der Kunstgeschichte und Musikwissenschaft, sind willkommen. Beiträge, in denen Interpretationen einzelner literarischer Texte oder Textkorpora vorgelegt werden, können nur berücksichtigt werden, wenn ein systematisch-theoretisches Interesse deutlich erkennbar leitend ist.

Die Beiträge sollten nicht mehr als 50.000 Zeichen umfassen. Wir bitten um die Einreichung der Artikel bis zum 01.04.2021 über unsere Webseite www.jltonline.de unter »Artikel«.

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